Der Kompaniestützpunkt

Die um Küstrin gebauten Objekte zeigen zwei grundlegende Muster: Ein Infanterieunterstand für 60 bis 120 Mann (1/2 - 1 Infanteriekompanie) und ein Munitionsmagazin der Artillerie. Dabei handelt es sich um Standardbauten, die nicht nur im ganzen Reichsgebiet sondern auch in den Frontstellungen z.B. Verdun errichtet wurden. Die Bauten bestehen aus mit verzinkten Wellblech als verlorene Schalung verkleideten Betongewölben, die mit einer ca. 100cm starken Zerschellschicht aus Stampfbeton verstärkt wurde.
Die Gewölbe haben eine Grundfläche ca. 2,00 x 4,00m und sind mit einem Korridor verbunden, der mit Türen unterteilt werden konnte. Um schnell die Schützengräben zu erreichen, war für jeweils 2 Gewölbe ein Zugang vorgesehen. Die die Gewölbe umgebende Außenmauer bestand aus rd. 50cm dicken Ziegelmauerwerk. An den Front - und Seitenflächen wurde das Mauerwerk zusätzlich mit 100cm Stampfbeton verstärkt. Kleine Fensteröffnungen von 30cm Kantenlänge sorgten für die nötige Beleuchtung, auch waren Nischen für Ofenrohre im Mauerwerk eingelassen. Die Fensteröffnungen konnten von innen verschlossen werden. Ein Raum war für die 4 Offiziere der Kompanie vorgesehen. Diese Infanterieunterstände waren nur als kurzzeitige Unterkunft der Feldtruppen konzipiert. Daher fehlte die Ausstattung mit Strom, Wasser und sanitären Anlagen. In ihrer Konzeption stellen diese Befestigungen die Vorstufe zu den bekannten Bunkern der 30er und 40er Jahre da.

Rekonstruktion eines Infanteriestützpunktes:
A - Zugang, B - Latrinengang, C - Infanterieunterstand, D - Schützenstellung, E - Stacheldrahthindernis
Ein Infanterieunterstand mit 7 Gewölben im Schnitt

Werkgruppe Tschernow

Zur Deckung des Warthebruchs wurden an der Straße nach Sonnenburg ca. 800m östlich der Kreuzung Tschernow-Sonnenburg im Abstand von 500m zwei Infanterieunterstände mit sieben Kasematten errichtet. Wegen des hohen Grundwasserspiegels und den jährlichen Überschwemmungen konnten diese nicht in die Tiefe gebaut werden. Ob ein Stellungssystem ausgebaut wurde ist nicht bekannt. Das zur Werkgruppe gehörende Munitionsdepot befindet sich noch vor der Straßenkreuzung ca. 200m rechts von der Hauptstraße in einem Waldstück.
Die Unterstände wurden zur Baustoffgewinnung teilweise abgebrochen, wodurch die Baustruktur sehr gut erkennbar ist. Bemerkenswert ist der Zustand des Mörtels: Während die Steine bereits stark verwittert sind, weist der Mörtel kaum Schäden auf.

Durch die Zerstörung des Mauerwerks sind die Betonkonstruktionen erkennbar Reste der Deckenkonstruktion im Verbindungskorridor
Präzise Ausführung der Außenmauerwerks. Blick in den Verbindungskorridor

Aus einer Anweisung von 1887 des Ingenieur-Komitees ist die Aufstellung von Bänken an den Wänden sowie in der Raummitte vorgeschrieben: "Die Räume müssen so eingerichtet sein, daß ohne Übersteigen der Bänke die Mannschaften den Ausgang erreichen können. die Handhabung der Fensterblenden möglich ist, ein Ofen aufgestellt werden kann und der Fluchtweg durch die Nachbarkasematte möglich ist."
Über weitere Einrichtungsgegenstände der Infanterieunterstände um Küstrin ist nichts bekannt, man kann jedoch Rückschlüsse aus anderen Fortifikationen ziehen.

Ob mehr als die bisher bekannten Feldstellungen errichtet wurden, lässt sich nur sehr schwer nachvollziehen. Die aufgefundenen Objekte lassen die Struktur der Werkgruppe die sie bildeten sehr gut erkennen. Sie erlauben Rückschlüsse auf die Anzahl und Lage der noch nicht aufgefundenen Objekte, denn die Vermutung über bisher unbekannte Objekte ist nicht unbegründet: Im Zuge der Entfestigung Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg wurden die meisten Objekte auf Weisung der alliierten Kontrollkommision übererdet. Es gibt jedoch Hinweise, daß einige Bauten erfolgreich vor der Kontrollkommission geheim gehalten werden konnten.

Infanterieunterstand in Podelzig

In den schweren Abwehrkämpfen 1945 wurden einige Infanteriestützpunkte reaktiviert und in die Abwehrstellungen integriert. So sind die Grabensysteme von 1914 und 1945 im Unterstand in Podelzig gut erkennbar .
Der Infanteriestützpunkt befindet sich ca. 500m nordöstlich des Ortes Podelzig in einem Waldstück. Ein Feldweg führt von der B112 dorthin. Der Infanterieunterstand wurde nach 1945 gesprengt und das Gelände als Mülldeponie genutzt. Das Gebiet sollte mit höchster Vorsicht begangen werden, da die stark beschädigte Betondecke des Unterstands große Vertiefungen ausweist, die nur schwach übererdet wurden. Trotz teils erheblicher Veränderungen können Reste des ursprünglichen Grabensystem rekonstruiert werden. Ein weiterer Unterstand befindet sich 500m weiter östlich auf dem Reitweiner Sporn. Dieser sicherte das Odertal. Die ursprüngliche Planung sah hier die Errichtung eines großen Forts vor.

gesprengter und verschütteter Unterstand Grabensystem von 1914
Reste der Betondecke gesprengte Gewölbe werden nur noch von der betonierten Zerschellschicht gehalten

Werke im Elsaß - Festung Diedenhofen

Dieser Typ des Infanterieunterstandes ist in großer Anzahl im gesamten Reichsgebiet gebaut worden. So auch im 1871 zurückgewonnenen Gebiet Elsaß-Lothringen. Südlich von Vaux liegen auf einem Plateau sieben Infanteriestützpunkte mit unterschiedlicher Größe. Sie haben den Spitznamen „Die sieben Zwerge" erhalten. Sie sind in fast strikter Nord-Süd-Ausrichtung, mit wenigen hundert Metern Abstand angelegt.

Gittertor des Eingangsbereichs eines Stützpunktes Vollständig erhaltenes Inventar, wenngleich in desolaten Zustand.

Baubeginn für diese Werke war das Jahr 1912, als die Stützpunkte Vaux-Süd und Vaux-Nord errichtet wurden. Beide wurde 1913 fertig gestellt. Die Unterstände sind noch in Originalzustand erhalten und geben einen sehr guten Einblick in die detailierte Ausstattung der Unterstände.