Fort Neues Werk

Die europaweite Einführung von Geschützen mit gezogenen Läufen stellte gegen 1860 für alle Festungen eine neue Bedrohung dar. Im Vergleich zu den herkömmlichen Glattrohrgeschützen konnte mit diesen modernen Kanonen nun weiter und genauer geschossen werden.
Zum Schutze des Eisenbahnkreuzes und der Chausseen in der langen Vorstand (spätere Neustadt) sollten gegen 1860 drei sich gegenseitig deckende Forts entstehen. Die Planung wurde jedoch auf ein Fort reduziert und es entstand ab 1863 in zehnjähriger Bauzeit das Fort "Neues Werk". Die lange Bauperiode und die Gestaltung des Werkes deuten darauf hin, daß auch dieser Entwurf mehrmals umgearbeitet wurde, welche neben alten auch einige neue Elemente aufwiesen, welche in den späteren Einheitsforts vorkommen sollten.
Das Neue Werk ist als Prototyp eines neuen Forts ein wichtiges Denkmal da es in seiner Grundidee und Bauweise den Schemaforts voran kam, welche ab 1870 in

Französisches Feldgeschütz von 1856 mit gezogenen Lauf

allen wichtigen Festungen erbaut wurden. Das Neue Werk ist als Prototyp eines neuen Forts ein wichtiges Denkmal, da es in seiner Grundidee und Bauweise den Schemaforts voran kam, welche ab 1870 in allen wichtigen Festungen erbaut wurden. Zu den neuartigen Elementen gehörten die Unterstände und Munitionsmagazine auf dem Wall. Das Werk wurde flacher und ausgedehnter angelegt, um ein in der Tiefe kleineres Ziel für die Artillerie zu bieten. Zu den alten Festungsbauelementen gehörte das gemauerte Reduit im Zentrum des Werkhofes. Es sollte der Besatzung Zuflucht gewähren, falls der Feind ins Innere des Forts eingedrungen wäre und zugleich, dank der Schützenstellung auf der Grundebene und Geschützstellung ihr die Kontrolle über den Hofbereich sichern. Im Lichte der wachsenden Wirksamkeit der Belagerungsartillerie waren solche freistehenden Bauten schon um 1870 von der Zerstörung bedroht. An Planung und Bau des Neues Werks hatte der Ingenieur-Offizier Moritz Karl Ernst von Prittwitz und Gaffron mitgewirkt.

Das Fort umgibt ein etwa 10m breiter trockener Graben, der von einer Kontereskarpenmauer gestützt wird. Zur Verstärkung der etwa 1m dicken Mauer wurden im regelmäßigen Abständen Stützpfeiler aufgemauert. Ostwärts, in Richtung der Hauptangriffseite, wurden Minengänge vorbereitet. Die Grabeninnenseite wurde durch eine weitere Mauer mit Gewehrscharten geschützt. Den Graben deckten an den Eckpunkten Kaponieren, in denen der Feind im Graben durch Gewehr- und Kartätschenfeuer bekämpft werden konnte. Die Kaponiere waren durch Traversen mit dem Forthof verbunden. Das Werkinnere war durch eine Zugbrücke erreichbar. Auf dem Oberwall befanden sich die Geschütze, die durch Traversen gegen Geschoßsplitter geschützt waren. Die Munitionsmagazine waren zur besseren Deckung in den Oberwall eingelassen. Die benötige Munition wurde durch handbetriebene Aufzüge zu den Munitions- ausgaben transportiert.

Wann das Fort militärisch aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Die Anlagen wurden jedoch weiterhin gepflegt und als "alte Festungsanlagen" im aufkommenden Fremdenverkehr als Sehenswürdigkeit empfohlen. Der Plan, die um das Fort links herumführende Zorndorfer Straße durch die alten Anlagen hindurch zu führen, entstammt wohl eher einzelnen, auf Immobilienspekulation erpichten Stadtpolitikern, als dem Wunsch der Bevölkerung.

Eingangsbereich mit dechatierten Mauer - Aufnahme vom 1928 Forthof mit Reduit - Aufnahme von 1932